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Portrait – Eleonore Zuzak

Lesezeit: ungefähr 3 Minuten.

Podium Porträt 53

Verleger: PODIUM

Hg. Hannes Vyoral

Vorwort Sidonia Binder

ISBN 978-3-902054-81-4

 

Im vergangenen Sommer, als er eben die Gedichte Eleonore Zuzaks las, sagte mir der verdienstvolle Herausgeber und Gestalter der Podium Porträts, Hannes Vyoral, am Telefon: „Die sind ja wirklich schön!“ Erstens: Das ist wahr. Zweitens: Dieser Satz birgt weitergehende sachdienliche Hinweise zur Entstehung des Porträts Nr. 53. Dass eine derart kenntnisreiche Persönlichkeit der Literatur ohne Anlass und Nebenabsicht einfach gradheraus so urteilt, ist eine veritable Laudatio! Seine Befassung mit den Texten des Neumitglieds (Dank an den Podium – Vorstand für diese Größe!) war nämlich weithin eine erstmalige und führte eben zu dem zitierten Erstaunen über deren Inhalte und Formen.

Das kommt von Eleonore Zuzaks Bescheidenheit, die zeit ihres nun 85 Jahre währenden Lebens von der väterlichen Mahnung bestimmt ist, „nichts zu sagen bis du gefragt wirst“ (aus dem Vorwort zu „Von der Hand in den Mund gelebt“, Edition Doppelpunkt, 3. Auflage 2005). Dort erfährt man auch, dass wirklich erst solches Gefragt – Werden (z.B. durch Wettbewerbe) ihr Schreiben auslöste. Denn sie kommt aus einer feuchten Kellerwohnung in Hernals. „Und waun ma no dazua / im Köller wohnt, / do kriagt ma nur / an gaunz klanan Horizont“ (S. 57) Die kurzen feinst geschliffenen Prosastücke Eleonore Zuzaks zu ihren Kindheitserlebnissen im oben erwähnten Buch könnte keine soziologische Studie an Informationsgehalt übertreffen. Und heute hat sie 43 Dienstjahre Brotberuf am Buckel oder besser gesagt, in den Nerven; aber auch weitere 12 Jahre als ehrenamtliche Kassaverantwortliche, Bürodienstleisterin und dreifache Herausgeberin von Anthologien des Österreichischen Schriftstellerverbands.

Um diese Schriftstellerin, deren „erste zwei Jahrzehnte vom Überleben – Wollen“ gejagt waren, („das Nicht – verhungern – Wollen brauchte meine ganzen Energien“) treffend zu skizzieren, bieten sich folgende Zeilen aus ihrem Gedicht über eine Unbekannte an: „So eine brave Frau / macht keinen Staub / keinen Lärm / hat keinen Streit / keine Schulden / verlangt weder Hilfe noch Dank / schreibt keine Beschwerde“ (S. 35) Diese Charakterisierung verrät viel über die Beobachterin selbst…

Wer 1925 in Wien geboren und heute noch hier am Leben ist, hat ein Dasein im Auge des mörderischsten aller Orkane der Geschichte gefristet: Dass ein Mensch wie der nun vom PODIUM Porträtierte entstehen und bestehen konnte und kann, ist ein Wunder; das Wunder unserer Art nämlich, die sich aus Zwängen befreien kann, etwa durch Denken und Dichten. Fleißig, wahrhaft, genau, demütig näherte sich Eleonore Zuzak ihrer Berufung. Sie lernte Gerhard Fritsch, Jeannie Ebner und andere Vorbilder kennen, hörte Vorträge Hermann Hakels in der Wiener Urania. Und fand ihre ganz persönliche Sprechweise für ihre Lebenswahrnehmung und –mitteilung.

Nirgends ist gebautes Kalkül vorhanden, nirgends ist auch nur der Hauch einer eitlen Inszenierung zu entdecken. Nirgends ist Spiel, nur echtes Leben, “ (S. 6) schreibt in ihrem umfassenden und brillanten Vorwort Sidonia Binder.

 

Wie wahr: „Der inneren Stimme gehorchen! Vergessen die Bedenken, die Bedingung, das Nein!“ (S. 19) „Einmal / in einem Zug sitzen … / ohne rechnen zu müssen… / anhalten… / da will ich bleiben.“ (S. 21) „Nein, das Lied, / das ich beweine, / hat das Schweigen / schwerer Steine.“ (S. 47) „Ob uns im Vorüberwandern / einmal einer kennt?“ (S. 52) „Jetzt, / da mir die Augen / aufgehen, / fallen sie mir zu. / Jetzt / da ich die Worte fände / ist mir zum Schweigen.“ (S. 56)

 

In tiefem Respekt vor der nur allzu verständlichen Neigung zum Schweigen: Bitte, verehrte Frau Eleonore Zuzak, schauen Sie uns doch noch manches Mal an, reden Sie zu uns. Ihre Sicht und Ihr Ton tun uns gut.

 

Quasi als post scriptum aus dem Gedicht „Hobby…“ (S. 59):

Mei Vata woar / a Radiobastler. / Zu derer Orbeit / braucht ma Zeit. / De hot er ghobt / in Ibafluss / in ocht Joar Orbeitslosigkeit. / … Zu so an Hobby braucht ma Göd. / Des hot eam oba, / wia i waß, / ocht Joar laung gföt. / Drum haum mir nie / a Radio ghobt, / des wirkli spüt. / Ma mocht si von / an Radiobastler / goar oft a / foisches Büd.“

 

Echta geht’s net. Zan obbusseln… an so an Vatan und a so a liabe Tochta.

Und des tuar i jetz: Obbussln!