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Nachruf Paul Wimmer

Lesezeit: ungefähr eine Minute.

Ich danke dem Österreichischen Schriftstellerverband für die Einladung, dem verstorbenen Prof. Dr. Paul Wimmer ein persönliches Abschiedswort zu widmen: Im April 2005 schrieb ich zu Paul Wimmers Auftritt im Schloss Seyring folgende Einführung: „Er ist nicht nur einer der gebildetsten und klügsten, sondern auch einer liebenswürdigsten und kollegialsten Schriftsteller, der kurz nach seinem 76. Geburtstag (mit dem Auftritt eines Spätfünfzigers!) zu uns nach Seyring kommt. Er hat nicht nur viele Rezensionen und Würdigungen der Werke anderer Autoren veröffentlicht, sondern auch kranken und vereinsamten Kollegen jahrelang Treue und Hilfe geschenkt: Paul Wimmer ist aus dem Wiener Literaturleben nicht wegzudenken. Bei vielen Veranstaltungen begegnet man ihm, redet man mit ihm und stets fragt er nach dem Ergehen anderer, hört genau zu, stellt Verbindungen her. Sein in- und ausländisches kulturstiftendes Wirken ist riesig. Wenn Prof. Dr. Paul Wimmer kommt, schenkt er uns Einblick in sein Werk, seinen Wissenskosmos, seine Gedankenwelt – Reichtümer, die uns bestärken und beglücken. Er ist ein hervorragender Rezitator.“

Und heute, drei Jahre später, muss ich mich schmerzlich darin einüben, ihn doch aus dem Wiener Literaturleben nicht nur wegzudenken, sondern als für immer entfernt zu wissen: Niemand tritt mehr wie er mit ausgebreiteten Armen z.B. in der Zieglergasse auf einen zu, lässt einen – in unnachahmlich sprühendem Ernst – spüren, wie er den Gesprächspartner schätzt. Menschen wie er – voll humaner Substanz – schaffen und tragen die kulturelle Kontinuität. Ich meine oft, dass die Gedanken- und Glaubenswelten um das „ewige Leben“ durch die Beobachtung solcher Leistungen wie die des lieben Paul Wimmer entwickelt wurden, deren Wirkungen ganz augenscheinlich mit ihrem Tod nicht aufgehoben, nicht beendet sind. Vor Paul Wimmer und den in der letzten Zeit verstorbenen Kollegen verneige ich mich traurig in solchem Gedenken.

Matthias Mander