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Zum Achtziger des Dichters Heinrich Eggerth

Lesezeit: ungefähr 14 Minuten.

Was ich fühle? Rehe graben danach!

Zur Festzeit des Jahreswechsels 2005/6 las ich alle 14 Bücher Heinrich Eggerths, manche zum ersten Mal, manche neuerlich. Ich bin überwältigt, beglückt, weil überzeugt: Die zehntausende Jahre alte kulturstiftende Ahnung vom Überzeitlichen, vom zeitlos unbedingten Anteil im Menschsein, von seinem „ewigen Leben“ also, von prägenden und tragenden Letztwahrheiten und Höchstschönheiten, wird durch Zeugnisse Einzelner belegt – und im Gnadenfall vom Ahnen zum Erleben, Erfahren. Ein solcher seltener Zeuge ist der Dichter Heinrich Eggerth. Er ist zugleich unser hundertfältig wirksamer, liebenswürdiger Zeitgenosse und unser himmelhoch überlegener, überlegender Wegbereiter, Pfadfinder in jenes Letztgültige, das in der brennend sehnsüchtigen Fassung seiner Unerbittlichkeit – Trost und Rettung gewährt: Ja. Genau so ist es! Ich weiß es. Und ich überlebe das. Zumindest befristet und voll heilsamer Einsichten. Mein Herz ist in Sicherheit, es hängt im Rauschen der Bäume. – Trauer ist immer der Schatten des Ziels. – Hügel, niedergebunden von blaugrauen Straßen.- Letzte Versuche, sich festzuhalten an einem Silberreiher, an einem Gespräch, an Musik… – Die Möwe verharrt wie aus Kreide geschnitzt, und die Sonne vergißt stundenlang zu versinken. – … packt mich die Sehnsucht nach der Gelassenheit, mit der sie das leere Netz bergen… – Endlich steht der Schlitten, einen Viertelmeter vor den Stacheln. Mein Herz steht auch. Die Stacheln waren in Augenhöhe des Kleinen. – Die Schuhe an seinen zappelnden Beinen zubinden zu dürfen ist eine Freude im Vergleich zu der Plage, die eigenen Schuhe zubinden zu müssen. – Wildbach der Zeit… – Wurm auf dem Tanzboden…

Wir dürfen dankerfüllt jenem achtzigjährigen Mann gratulieren, der hierzulande – statistisch noch als einer von vier 1926 Geborenen – mit und für uns lebt. Siebzehnjährig mußte der gebürtige Annaberger in den Krieg. Rückzug aus Italien, 1945 Flucht nach Tirol, Eisenbahnarbeiter, „Friedensmatura“, Englisch-Dolmetsch. Er dankte für das viele Schwein, das er immer gehabt hatte.- Jawohl-Sager von Kindheit an.- Sooft ich auf Transporten kreuz und quer durch Europa Gelegenheit bekam, in die olivengrünen Freßnäpfe der Infanteristen auf dem Nebengeleise zu schauen, freute ich mich über meine Wahl. Die Luftwaffe ließ uns nicht verhungern… Spritmangel hatte uns stolze Flugschüler in geschundene Fallschirmjäger verwandelt… Meine 17 Jahre und mein Eichendorff bewahrten mich vor dem Begreifen der Wirklichkeit… nichts mehr konnte den Taugenichts berühren.- Die Rauchwolken stiegen auf über Deutschland. Millionen starben. Führer befiehl, wir folgen dir!- Der Krieg kommt schließlich ins Wohnzimmer. Er ging auch von dort aus.- Tiefpunkt Matura… einer, der nichts hatte, nichts konnte und dazu nichts wollte. Mischung aus Panik und Wurstigkeit.

Innsbruck, Wels jedes Taschenbuch, das er kaufte, brachte ihn um sein tägliches Brot – Wien, Abiturientenlehrgang der Lehrerbildungsanstalt, Volksschullehrer in vielen Waldviertler Orten, Lesen, Denken, Schreiben. Vor allem las ich Wordsworth, Emily Dickinson, E.E.Cummings, T.S. Eliot, Walt Whitman. Nach meiner damaligen Ansicht eignete sich überhaupt nur die englische Sprache für Lyrik. Ich übersetzte viel.- Schulen haben ihr ewiges Leben, genau wie die Dörfer.- Dann saß er wieder über seinen Büchern. Er verschlang sie. Sie waren seine eigentlichen Gesprächspartner, sehr angenehme, man konnte sie jederzeit weglegen, ihre meist schon verstorbenen Autoren waren seine eigentlichen Mitmenschen. Rilke verabschiedete sich eben von ihm, die Duineser Elegien waren ein letzter, ungeheurer Händedruck. Trakl war da, ein endloser Flötenton, dann schlug Brecht zu mit seiner Hauspostille wie mit der Faust, das Neonlicht Benns flackerte auf, Verlaine, Rimbaud stürzten in Verwirrung, aber unbeirrt davon schrieb er dann und wann ein Gedicht voll Natur, Liebe und Sehnsucht, das irgendwo zwischen Walther von der Vogelweide und Wildgans herumschwamm… Er ahnte, dass man nicht schreiben konnte, was man wollte, sondern nur das, was man konnte.- Er wollte das Museum der unmodernen Lyrik bei aller Liebe dazu endlich verlassen.

1954 wurde Heinrich Eggerth Hauptschullehrer für Geschichte und Englisch in Puchberg am Schneeberg. Lehrer? Einer, der unschuldigen Kleinen das beibrachte, was sie brauchen, um schuldig zu werden als Große? – Die Schule ist notwendig. Irgendwie muß man die Kinder an die Schrecken des Daseins gewöhnen.- So leben wir von den Kindern. Zeit meines Lebens habe ich nicht nur mit ihnen, sondern, offen gesagt, von ihnen gelebt.- Putzt eure Schuhe, schneuzt die rinnenden Nasen der Kinder… Geht nicht vorbei! Bestimmt liegt mitten auf eurem Weg euer Schicksal.- Eigentlich hätte ich es gar nicht ausgehalten in der Schule ohne jenes Kinderlachen… Ich ihr Lieblingslehrer? Sie brachten es immer wieder fertig, meine Lieblingsschüler zu sein… Meine Schüler sind bessere Menschen.-

In seinem Lebenslauf schreibt er: „Ich war Hauptschullehrer geworden und hatte geheiratet. Zufällig kam ich nach Puchberg. Dort fand ich ein Haus, wurde heimisch, vielleicht sogar einheimisch und entdeckte, dass ich doch Lehrer war, und das sogar gern. Zwei Mädchen wurden uns geboren, das ältere starb mit zehn Jahren. Das Grab machte uns Puchberg völlig zur Heimat.“ Wo man glaubt im Winkel zu sitzen, ist plötzlich Welt!-

Höchste Bildung, engste Nähe zur Menschen- und Dingwelt, poetisches Wahrnehmen, Sprachkraft sowie Schreibfleiß, das sind die nun ganz erfüllten Voraussetzungen für ein gutes Lebens- und künstlerisches Werk. Die leibliche und seelische Not in den Tiefpunkten des 20. Jahrhunderts haben den Jüngling die gebotene Denkschärfe und Unterscheidungskraft gelehrt, die ihn vor eitler Selbstgenügsamkeit oder Überheblichkeit bewahrte. Sein sorgfältig vermehrtes, anwachsendes literarisches Werk erschließt höchstqualifiziertes Bewußtsein einer österreichischen Existenz, reich an Grenzerfahrungen der Zeitgeschichte, der philosophischen Denkergebnisse, der theologisch purifizierten Gottesbilder, der Sprachzweifel, der literarisch entbundenen und existenziell authentischen Daseinsbegründung, Daseinsbestimmung. Vierzehn Bücher zwischen 1970 und 2004 – von seinem 44. bis zu seinem 78. Lebensjahr, vierzehn Bücher, 1488 Seiten in 34 Jahren ergeben 44 Seiten jährlich oder jede Lebensarbeitswoche eine Seite. Vierzehn Mal mühe-, aber kunstvoll aus dem Geschiebe des Lebensflusses gewonnener Stoff, zu schwimmend tragenden Inseln verarbeitet und in der Strömung verankert: Dem Errichter zu Einhalt und Übersicht, dem Besucher zu Wahrnehmung und Stärkung. Es sind Spuren, die bezeugen, dass und wie ein seelentiefer weltoffener Mensch hier überlebt. Er arbeitet unwillentlich als Stellvertreter: Schau statt show, Lächeln statt Häme, stille Tiefe statt stechender Lärm, scheue Schönheit statt erstickende Schärfe, erdgleich namenlos statt sattsam bekannt, in großzügiger Liebe statt egomanem Fraß, als gefaßt fassender Dichter statt als undiszipliniert polemischer Publizist, in Vollendung anonym statt von monomaner Wut entstellt prominent – das ist und so lebt allzeit antreff- und nachlesbar – seinen Mitlebenden hilfreich angeglichen – Heinrich Eggerth. Er outriert nicht; konstruiert, projiziert, polemisiert, radikalisiert nicht – und zwar programmatisch nicht! Er bleibt hautnah, herznah am Wort. Das entspannteste Entspannte, das einfachste Einfache, das lächelndste Lächeln, die tiefste Tiefe, der abgründigste Abgrund, das alltäglichste Alltägliche, das wirklichste Wirkliche!

Hier einige Proben seines Denkens: Vorbei ist alles Gewisse.- Da ist eine Wand zwischen mir und allem, nicht aus Beton, nicht einmal aus Glas, nur aus Worten. Aber ich zerschlage mir daran den Kopf. –

… unsere Zeit vertan … wie ein Stück Seife, das unmerklich kleiner wurde Tag für Tag…- Es gibt Dinge, die sind nur möglich, weil sie wirklich sind.- Das Gefühl, alles den anderen zu verdanken… Sie haben mich gefunden, ja erfunden. – Dieses Leben, läßt manchen Menschen soviel Zeit, soviel Kraft, derartige Gedankengebäude, solche Wortkonstruktionen auszuführen, während ich froh sein muß, genug Energie aufbringen zu können, das tägliche Leben zu leben und Gott in seiner Unbeirrbarkeit, seiner Gleichgültigkeit und seiner Zweifelhaftigkeit zu akzeptieren.- Ich zahl dafür: Ich sitze zwischen allen Stühlen auf dem Platz, auf dem man mit der Wahrheit eben sitzt…- Nie geschieht das, was wir wollten. Und doch ziehen wir in der Früh unsere Schuhe an, gehen fort und hoffen. –

Hier einige Früchte seines Betens: Deinen Willen tun, das dürfen Viren und Sterne. Von mir aber willst du, dass ich will.- Ich habe keine Ausrede. Du läßt mich tun, was ich will.- Die Wildnis der Welt bleibt das ergiebigste Revier, nach dir zu jagen.- Irgendwann, irgendwo müssen wir endlich so beieinander sein, wie wir wirklich sind.- Du füllst nur ganz leere Hände.- Halte das aus: die Welt, wie sie vor dir war und nach dir sein wird, ihren Lärm ohne deinen Pulssschlag.- Jetzt stört mich der Tod so, wie den Kleinen das Schlafengehen stört. – Ich bin fürchterlich zugerichtet, aber vielleicht bin ich zugerichtet für irgend etwas. –

Hier noch seine Aussagen über das Schreiben und einige Beispiele: Einsam zwischen dem blassen Himmel und dem Staub der Landstraße, fielen ihm die ersten eigenen Verse ein, freie, nicht nur vom Reim befreite. Alle Vorbilder standen fern von ihm im Bücherregal. Er sang und fühlte sich für eine Viertelstunde so, wie sich wahrscheinlich die Lerchen fühlten da oben. Und wie diese vergaß er meist, was er gesungen hatte. – Das Notieren des Geschehenen… Ich beneide jede Kassette um ihre Fühllosigkeit und ich bedaure sie wegen ihrer Fühllosigkeit.- Künstler träumen und sind wach dabei.- Ich schreibe nicht, daher bin ich.- Nur was mir nicht einfällt, wäre der Rede wert.- Marc Aurel dankte den Göttern, daß er keine Begabung hatte, die Dicht- oder Redekunst zu erlernen, und dadurch frei blieb von der Einbildung, ein Dichter oder Redner zu sein. – Eigentlich weiß ich noch immer nicht genau, ob das, was ich mache, lebt oder nicht, ob das, was ich reite, ein wirkliches Pferd ist oder ein Steckenpferd. Nur, ich frage niemanden mehr danach. Es schert mich nicht mehr. – Was Kultur wirklich ist: diese leise und leichte Art, mit der Wirklichkeit umzugehen, die nichts beschönigt und nichts schwarz färbt.

Ein Ölbaum reicht dem andern stumm die Zweige.- Glaub, daß dein Schritt den Sand beeindruckt.- Dieser Wind… ist viel zu alt, um mit Blättern zu spielen. Er legt sich nur breit auf die Wellen und Büsche und drückt sie gelassen auf ruppigen Sand. Nur manchmal tritt er verachtungsvoll nach einer rostigen Dose.- Istrien: ungeschickter Strich, zerfranstes Tuch, gerahmtes Violett, … Als goldene Trompete verstummt die Sonne.-

Zuletzt Herzensworte an den Mitmenschen Heinrich Eggerth, denn sein Wesen ist nur solchem Annähern erschließbar: Wenn ich jetzt an meine Lektüre aller Schriften (bitte: Gesamtausgabe vorbereiten!) Heinrich Eggerths denke, so sehe ich aus dieser herrlichen Gedanken- und Bekenntnislandschaft zwei Höhenzüge herausragen, weil sie zum Allerpersönlichsten zählen, das ein Mitmensch uns offenbaren und schenken kann: Seine jahrelang am Grab mit der zehnjährig verstorbenen Tochter geführten Gespräche; und die Liebesgedichte des Fünfundsiebzigjährigen an seine Ehefrau. Was uns mit diesen Dokumenten geschenkt wurde, diese 80 Seiten „Briefe“ an das tote Kind und dieses halbe Dutzend Gedichte des Greises an die greise Gattin, bestimmt unser Weltbild neu, fixiert unseren Maßstab für menschlichen und literarischen Rang auf neuer Höhenlinie. – Der 32-jährige Vater verlor 1968 sein erstes Kind durch zwei Kopfoperationen. Seine Gespräche mit Clara brachen nie ab:

Ich beginne zu begreifen, dass es Schöneres gibt als die schönsten Gegenden… Dein Sandkübel steht auf dem Dachboden, du bäckst keine Kuchen mehr… Der Sand hat seinen Sinn verloren.- Der Baum beschützte dein Grab… der Hagel konnte die Nelken auf deinem Grab nicht so sehr zerschlagen… Jetzt ist er weg. Ich muß nicht mehr den Hut festhalten, weil seine Zweige ihn mir sonst vom Kopf schlagen… Der Baum wird immer sein, wie du immer sein wirst, mein Mädchen. Er wird Schatten spenden, den ich immer fühlen werde, wie ich deine Arme immer noch fühle um meinen Hals.- 1986 notierte er: Geburtstag. Mein sechzigster, dein achtundzwanzigster. – Dorn in der Seele.- Wir nehmen dich ja überall mit hin, seit du tot bist. Du bist so mobil geworden… An leeren Händen trägt man schwer. – Man stirbt, weil man gelebt hat.

Und 2001 erscheinen diese Worte für seine Frau: Natürlich, Schatz, werde ich wieder gesund. Du kennst dich doch gar nicht aus mit der Heizung.- Ich möchte noch manches falsch machen, aber nur, wenn du darüber schimpfst.- Du warst so lange verzweifelt, weil ich noch nicht ich war nach so vielen Jahren. Aber jetzt, da ich tu, was sein muss, und das, was ich will, völlig vergesse, beginnst du zu lächeln, wenn du mich anblickst.- Dir zuliebe ertrage ich die Wahrheit ohne jene Tränen, die dich zum Weinen brächten. Manchmal finde ich dir zuliebe die paar Worte, deren Dasein, noch Dasein, dich vielleicht tröstet.- Still lag ich da und meinte, dich in den Armen zu halten. Nun halt ich dich wirklich in den Armen und träume weiter, dass ich träume.- Vor Alter edel geworden ist dein Gesicht wie Elfenbein.- Und ich seh dich schimmern, endlich dich selber, durch deine Haut, schon dünn geworden von Sorgen und Tränen. Und du bist ganz schön. Du bist nämlich wirklich.-

Heinrich Eggerths Verleger, Dr. Johannes Diethart, schrieb 2001 in einem Vorwort: „Die Weisheit, die er als Mensch und Dichter in Wort und Werk zum Ausdruck bringt, deckt vielleicht den Jahresbedarf von Tausenden von Menschen…“. 2004 schrieb er aus ähnlichem Anlaß: „Heinrich Eggerth gehört nicht zu den Lauten im Lande.“- Am 1.1.2006 denunziert der STANDARD die „so genannten Stillen im Lande“ als jene, „wie man erfolglose Künstler nobel zu bezeichnen pflegt, und deren einzige Leistung es schließlich bleibt, dass sie 60, 65, 70 oder noch älter werden.“ Nun, das doppel-scharf-züngige Blatt irrt so monströs, dass sogar eine Erwiderung abwegig wäre. Daher beschränke ich mich – derart herausgefordert – auf meine Einwertung der Persönlichkeit unseres Autors: Heinrich Eggerth füllt im rollenden All mit Geist und Liebe seinen Raum, der sonst vom malmenden Vakuum der Blödheit zersaugt würde. Eggerths Werk ist erfülltes, bestandenes Leben vor dem Gewoge der Nichtigkeit. Achtzig Jahre Spannkraft, Streben, Stil, Standhaftigkeit, Singen… Mit seiner großen bisherigen Lebensarbeit hat Eggerth die unablässig nagende Entropie – Zerfall und Einebnung zu „Aschenwasser“, von Millionen eifrig blökend und hopsend betrieben – wieder für eine Generation – für uns! – aufgehalten (wie es die Stafette der unseren Gattungsrang generierenden und repräsentierenden Schriftsteller seit Jahrhunderten einsam ertrotzt). Das, und nur das, dieses – journalistisch unkommentierbare! – Aufrechterhalten humaner Qualität in sich selbst und in seinem kleinen und großen persönlichen Umfeld, ist der Erfolg eines Dichters; ist die zeitliche und überzeitliche Ernte eines Dichters, wie Heinrich Eggerth einer ist: Die Stillen im Lande erschaffen nämlich erst das Land. Unsere Wirklichkeitsgebirge, unsere Wirklichkeitslandschaften, unsere Wirklichkeitsmeere, unsere Wirklichkeitskathedralen, unsere Wirklichkeitsnahrung sind samt und sonders aus solcher innerster, stillster Poesie geschaffen.

Mit allem Bisherigen konnte ich noch immer nicht den unverwechselbar eingängigen, aufweckenden Tonfall Heinrich Eggerths aufzeigen oder beschreiben. Daher zum Abschluß nur einige typische Statements:

Nachdem Enkel Markus seine soeben „gefangenen“ Phantasiefische fiktiv in den Kofferraum geleert hatte und im Auto auf der Heimfahrt einschlief: Da merke ich, dass die Fische im Kofferraum zu riechen beginnen. Wir hätten sie doch in die Kühlbox geben sollen! Liebe Leser, genau so klingt sein gütiges Lächeln, meisterhaft! – Aufgewachsen in schwimmbadlosen Dörfern, blieb ich lange Zeit ein wasserscheuer Wasserschauer.- …ich lasse mein neues Boot ins Wasser und schau in die Kajüte. Messing und Mahagoni. So viel Geld würde ich nicht ausgeben für meinen Sarg.- Aber wo ist die Lesebrille? Noch einmal aufstehen? Nein, es muß auch ohne Brille gehen. Auf die einzelnen Buchstaben kommt es sowieso nicht an.- Es wird immer leichter zu leben, sobald es immer schwerer wird zu leben.- Ich genoß das Vergnügen, unbeachtet zu sein, viel zu wenig.-

Die Welt und ich – das ist nun fast dasselbe. Wir ruhen beieinander ohne Leidenschaft.- … ein uralter, rückenlos gewordener Großer Stowasser. Allerdings fehlen die ersten vier Blätter… über die Aussprache. Aussprechen werde ich Latein sowieso nimmer.

A propos Latein, also: AD MULTOS ANNOS ET HIC IN MUNDO ET IN VITA AETERNA FUTURA! Denn so schreibt Heinrich Eggerth hierüber: Du bist der Augenblick: Augenblicke enden nie.- Immer kommst du die Stiege herunter in meinem Traum, immer drückst du mich an deine Brust, und ich weine.-

Danke für die uns in diesen Schriften geschenkte Bekräftigung, Selbstachtung, Wahrnehmung, für selbstbestimmtes Lebendigsein und -bleiben, verehrter, geliebter Heinrich Eggerth! Wir sprechen Ihnen nach: Tief unterm Gleichmut liegt, was ich fühle. Rehe graben danach mit scharfen Hufen. Geduld geht im Kreis eine Nacht lang.

 

 

Matthias Mander

 

 

 

 

 

 

1. 1970 Österr. Verlagsanstalt Am Ufer der Ereignisse L 63

2. 1983 Verlag G. Grasl Draussen springen noch

immer Delphine L 62

3. 1984 Niederöst. Pressehaus Simplicius 39/45 P 129

4. 1987 Weilburg Verlag Logbuch des Bleibens L 95

5. 1988 Niederöst. Pressehaus Die Papierrose P 80

6. 1992 Österr. Literaturforum Verzeih meine närrische Art

dich zu verehren L 125

7. 1992 merbod-Verlag Das Messingtürschild P 130

8. 1994 Nö Literaturedition Klang dessen, was ist L 89

9. 1994 Österr. Literaturforum Die schwarze Kugel P 75

10. 1999 Nö Literaturedition Ein Regenbogen aus Staub P 127

11. 1999 Österr. Literaturforum Predigten gegen den Wind P 102

12. 2000 merbod-Verlag Ein paar Splitter Jade A 204

13. 2001 Österr. Literaturforum 49 und 1 Gedicht L 105

14. 2004 Österr. Literaturforum Souvenirs P 102